Am 19. Juni fand vor der SPÖ Zentrale in der Löwelstraße eine spontane Protestaktion der Plattform Christdemokratie wegen der Kreuz-Aussagen von Andreas Babler statt. Trotz der kurzfristigen Ankündigung ist die Aktion auf großes Interesse gestoßen. Um 18 Uhr erschienen rund 60 Personen, von denen ein Großteil selber Fluchterfahrung aus Ländern des Nahen Ostens hat. Die Teilnehmer hielten Bilder zerstörter Kirchen und Kreuze aus ihren Heimatländern in der Hand, aber auch noch knospende Lilien, deren weißen Blüten für Vergebung, aber auch Respekt stehen. Besonders berührend waren die Berichte von Teilnehmern der Protestaktion über persönlich erlittene Verfolgung aufgrund ihres christlichen Glaubens. Christen sind weltweit die am meisten verfolgte Religionsgruppe. Aus diesem Grund kommen viele Familien mit leeren Händen, aber mit Hoffnung nach Österreich, dass hier christliche Werte respektiert und geschützt werden. Bedauerlicherweise gibt es auch in Österreich viele Fälle von Christenfeindlichkeit und antichristlichen Rassismus. Die Dunkelziffer dieser Fälle ist sehr hoch, da das Bewusstsein in der Öffentlichkeit noch geschaffen werden muss.

Die Organisatorin der Veranstaltung, Marina Soliman, Vorstandsmitglied der Plattform Christdemokratie, richtete an den neuen SPÖ Vorsitzenden Andreas Babler folgenden Aufruf: „Wir fordern Respekt und Schutz für das Christentum!„. Jan Ledóchowski, Präsident der Plattform Christdemokratie bedankte sich bei den Teilnehmern: „Ihr seid vor einer Verfolgung als Christen geflohen und ihr wisst, was es bedeutet, wenn Politiker die Verbrennung von Kreuzen fordern. Österreich ist euch zu Dank verpflichtet, dass ihr uns alle daran erinnert, wie wichtig Grundrechte wie Religions- und Meinungsfreiheit sind.“ Im Anschluss an die Veranstaltung wurden die Lilien und ein Brief mit Forderungen an den SPÖ Vorsitzenden vor dem Eingang zur SPÖ Zentrale niedergelegt.

Eine der Forderungen wurde bereits von der ÖVP Wien aufgegriffen und soll im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 27. Juni 2023 als Antrageingebracht werden, nämlich die Gründung einer öffentlichen Meldestelle für Christenfeindlichkeit und antichristlichen Rassismus (analog zur Wiener Dokustelle für Islamfeindlichkeit & antimuslimischen Rassismus).

Brief an Andreas Babler

Sehr geehrter Herr Babler,

als junger Mann haben Sie nicht nur zum Verbrennen von Kreuzen aufgerufen, sondern auch das Christentum mit einer Krankheit verglichen, weshalb man wegen der Ansteckungsgefahr Handschuhe tragen solle. Wir verstehen, dass dieser Aufruf bereits viele Jahre zurückliegt und Sie in der Zwischenzeit Ihre Position hoffentlich überdacht haben. Aber wir sind uns nicht sicher ob Sie wissen, welche Verletzungen Sie mit solchen Aussagen zufügen. Ich bin eine altorientalische Christin und sehr viele meiner Glaubensgeschwister sind vor einer grausamen Christenverfolgung aus ihrer Heimat geflohen. Syrien, Irak, Ägypten, das sind Länder in denen seit 2.000 Jahren Christen leben oder vielmehr gelebt haben. In vielen Regionen wurden wir nicht nur vertrieben, sondern durch die Zerstörung von Kirchen und Friedhöfen mitsamt allen christlichen Symbolen wurde auch unsere Vergangenheit ausgelöscht. Was Sie vielleicht nur als politische Zuspitzung verstanden haben, ist unsere Lebenserfahrung, ist unser Trauma. So viele von uns sind nach Österreich geflohen, weil wir hier Sicherheit gesucht haben und die Freiheit, unsere Religion zu leben, ohne Spott, ohne Häme und ohne Gefahr. Nur wer die Augen vor der Realität verschließt, sieht nicht, dass viele Gefahren, vor denen wir geflohen sind, uns in der Zwischenzeit hier eingeholt haben. Aber Ihre Worte, von österreichischer Seite, vom Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, machen uns Angst, denn von wem sollen wir Schutz erwarten können, wenn nicht von den österreichischen Institutionen?

Wir konnten keine öffentlichen Stellungnahmen einer Entschuldigung finden. Wir sind jedenfalls bereit zu verzeihen und reichen die Hand. Als ein Symbol dafür überreichen wir Ihnen zwölf weiße Lilien, die für Vergebung, aber auch Respekt stehen. Zudem haben wir drei Forderungen an Sie:

  • Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass in Wien eine öffentliche Meldestelle für Christenfeindlichkeit und antichristlichen Rassismus eingerichtet wird (analog zur Wiener Dokustelle für Islamfeindlichkeit & antimuslimischen Rassismus).
  • Bitte setzen Sie sich für Respekt gegenüber ALLEN Religionen und ein Bewusstsein für das Christentum in der Öffentlichkeit ein.
  • Wir bitten Sie um einen Gesprächstermin, damit wir in einem vertraulichen und konstruktiven Rahmen unsere Anliegen vortragen können.

Mit freundlichen Grüßen

Marina Soliman

Vorstandsmitglied der Plattform Christdemokratie