Seit Jahren sind wir mit aggressiven politischen Angriffen gegen das Luegerdenkmal konfrontiert. Diese Angriffe sind einseitig nur gegen einen Christlichsozialen gerichtet. Diese Angriffe möchten eine verdiente Person aus der allgemeinen Erinnerung löschen (cancel culture). Mit Geschichte muss sensibel umgegangen werden: Sie darf niemals als Instrument politischer Ziele der Gegenwart missbraucht werden. Hannah Arendt analysierte das Umschreiben von Geschichte als Zeichen einer totalitären Bewegung. Orwell wies in 1984 darauf hin: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“ Nach einem Jahrhundert der totalitären Bewegungen in Europa sollten wir die Gefahren eines politisierten Umgangs mit Geschichte kennen.
Wir sollten wissen, dass Vergangenes nicht ausschließlich an den Maßstäben der Gegenwart bewertet werden darf. Lueger hat Großes für Wien geleistet. Ja. Und er hat, wie es dem Zeitgeist entsprach, antisemitische Aussagen getätigt. Ja. Dies gehört erwähnt, behandelt, benannt, kontextualisiert. So in den Zusammenhang gesetzt, dass wir erinnert werden. Die Komplexität eines Menschen erfassen und daraus lernen können: Auch große Personen der Vergangenheit hatten menschliche Schwächen. Welche Schwächen haben wir, hat unsere Zeit? Die Selbstgerechtigkeit der cancel culture ist unerträglich und destruktiv. Wir erwarten eine ausgewogene, kontextualisierende, verantwortungsbewusste Entscheidung der Stadtregierung über die Zukunft der Lueger Statue.